Der European MSM Internet Survey, kurz EMIS, ist die größte internationale, mehrsprachige Studie über Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Zwischen Oktober 2017 und Ende Jänner 2018 nahmen 137.358 Männer und Trans*männer daran teil. Die Aids Hilfe Wien veröffentlichte vor kurzem den Länderbericht für Österreich. In Österreich beteiligten sich 2.705 Personen an dieser Online-Befragung.
Das Durchschnittsalter der österreichischen Teilnehmer lag bei 37 Jahren. Der Großteil der Teilnehmer bezeichnete sich als homosexuell/schwul oder bisexuell und ist im sozialen Umfeld geoutet. Allerdings gab jeder vierte Teilnehmer an, nur einen kleinen Kreis oder niemanden zu haben, mit dem er über seine sexuelle Orientierung sprechen kann. 40,2% der MSM hatte zwischen 14 und 18 Jahren zum ersten Mal Sex mit einem Mann. Insgesamt zeigte sich, dass die Teilnehmer sexuell aktiv sind. Die Hälfte hatte innerhalb der letzten 7 Tage das letzte Mal Sex und war mit ihrem Sexualleben zufrieden.
Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer lebte zum Zeitpunkt der Befragung in einer festen Beziehung. Fast jeder fünfte Teilnehmer war in einer Partnerschaft mit einer Frau. Bei Beziehungen mit männlichen Partnern waren fast alle in Beziehungen mit HIV-negativen Partnern. In 10% der Beziehungen war der Partner HIV-positiv.
HIV und MSM
Jeder Fünfte gab an, noch nie einen HIV-Test gemacht zu haben. Der Anteil der jungen MSM zwischen 14 und 19 Jahren, die sich noch nie auf HIV getestet hatten, lag bei über 70%. Von den Teilnehmern, die bereits auf HIV getestet wurden, waren 8 % HIV-positiv. Im Durchschnitt erhielten die Teilnehmer mit 33 Jahren ihre HIV-Diagnose. ¾ der Diagnosen wurden im medizinischen Bereich gestellt. Jede fünfte in einer Einrichtung, die auf HIV spezialisiert ist.
Die Autoren sehen vor allem Handlungsbedarf im Bereich des Gesundheitsdienstes. Neben Einrichtungen, die auf schwule Männer spezialisiert sind, benötigt es eine Sensibilisierung und Befähigung von Ärzt*innen und Gesundheitspersonal, damit ungeoutete Männer die Möglichkeit haben, offen über Sexualität und sexuelle Gesundheit zu sprechen.
Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) und MSM
Neben HIV und Hepatitis zählen Syphilis, Chlamydien und Tripper zu den häufigsten STIs bei MSM. Infektionen mit Tripper traten bei den Befragten am häufigsten auf (16,9%), gefolgt von Infektionen mit Syphilis (11,3%) und Chlamydien (9,4%).
Fast die Hälfte der Teilnehmer hat sich noch nie auf eine andere STI als HIV testen lassen. Besonders unter den jüngeren MSM ließ sich nur ein kleiner Anteil (17,2%) bereits auf eine andere STI testen. Ab 20 Jahren haben in jeder Altersgruppe mindestens 50% der Teilnehmer bereits einen Test auf STIs gemacht.
Zielgruppenspezifische HIV- und STI-Prävention für MSM spielt eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Beendigung der HIV-Pandemie. Es bedarf entsprechender Ressourcen und einer Sensibilisierung für die Bedürfnisse von MSM.
Link zu den Ergebnissen: EMIS-2017-Bericht